Der Wohnwagen
Der
Wohnwagen war zuerst da.
Gebraucht gekauft,
kleine Sitzecke mit Tisch, umklappbar zur Doppelcouch,
etwas was
man im entferntesten noch als Küche bezeichnen konnte, Duschklo,
Kinderzimmer
mit Etagenbett und Sitzecke die zu einem dritten Bett umgebaut
werden
konnte. Einrichtungsstil: frühes Gelsenkirchner Barock in Eiche kackbraun.
Jahre
später tritt Sunny mit Tochter aufs Parkett.
Frage vom
General: “Wo möchtest Du lieber Urlaub machen, in Italien, Spanien
oder
Südfrankreich?”
WO nicht
WIE! Südfrankreich wäre nicht schlecht, nettes Häuschen an der Côte…
Kinder
sträuben sich. Nach Spanien wollen sie. Auf ihren alten Campingplatz.
Vier gegen
einen, ich bin überstimmt.
Pfingsten
erstes Probecamping bei uns an der Mosel. Es ist kalt, es regnet, aber wir
sind eine
nette Truppe. Beste Freundin mit Ehemann und gleichaltrigen Kindern,
andere
Freunde. Wir haben viel Spass und am ersten Abend falle ich leicht
angetüddelt
ins Bett.
Böses
Erwachen am nächsten Morgen: Sunny will duschen!
Chip
eingeworfen, aha, kann Frau genau 5
Minuten duschen. Das dürfte reichen.
Eingeschmiert
mit Duschgel, Shampoo aufs Haupt, das Wasser läuft seit 2 Minuten,
ist aber
noch immer eiskalt. Nix da um die Temperatur zu regulieren. Nun wird das
Wasser
langsam etwas wärmer und dann plötzlich kochend heiss.
Sunny
springt zur Seite. Wasser kocht noch immer, Schaum tropft langsam übers
Gesicht.
Dann ist der Spass vorbei. Das sollen 5 Minuten gewesen sein? Niiee im
Leben.
Wo kriege
ich jetzt eine neue Duschmarke her?
Gott sei Dank
kommt meine Freundin. Gibt mir freundlicherweise ihre
Marke und
meint: “Diese Dusche ist kaputt, das weiss hier doch jeder! “
Nun ich bin
nicht jeder und halte den Moment für gekommen, diese Aktion in der
Natur so
schnell wie möglich abzubrechen. Scheiss Camping!
Abends im
Wohnwagen: Lovemobil??? Das ich nicht lache! Das Ding wackelt hin und
her wenn man
nur ein bisschen hustet. Die Kinder werden prompt wach, der Plastiknippel
von der
Türverriegelung hält nicht und schon stehen die drei da. “Papiiii…
Papaaa…Papiiii…
ich muss
mal.”
Nun, dieses
Wochende habe ich irgendwie überstanden. Mit gaaanz viel Weisswein. Und bis
zum
Sommerurlaub in Spanien sollten noch 2 Monate vergehen.
........................... Fortsetzung
2 Monate später….
Inzwischen
habe ich den alten Krempel mal entsorgt.
Sprich
Plastikgeschirr und zerbeulte Alutöpfe wanderten da hin wo sie hingehörten.
Auf den
Müll. Ersatzeise habe ich schönes farbenfrohes Geschirr gekauft, Kristallgläser
und tolle
Edelstahltöpfe. Neues Besteck, ordentliche Bettwäsche und schicke Gartenmöbel.
Und was
macht der General? Anstatt sich zu freuen, meckert er rum. Alles viel zu
schwer,
der
Wohnwagen ist total überladen, wir können nicht fahren, weil wir das zulässige
Gesammtgewicht
überschritten haben. Na und, ist das etwa meine Schuld???
Ich setze
sofort eine meiner geistreichen Ideen in die Tat um. Die Kinder müssen ihre
Unmengen an
Kleidungsstücken zurücklassen. Wahrscheinlich wollte die EX-Generälin
mich auch nur
ärgern, weil sie den beiden Kindern für
14 Tage jeweils 28 T-Shirts in
die Koffer
gepackt hat, 6 Paar Schuhe pro Kind
(feste Schuhe für Regen, gute Schuhe
für abends,
Strandlatschen, Ersatzsandalen, Joggingschuhe für alle Fälle, Turnschuhe aus
Stoff für
zwischendurch), Anorak falls es regnet, 2 dicke Pullover und 2 Strickjacken
falls
es in
Spanien schneien sollte, 7 lange Hosen und 7 Shorts, 7 Kleider und 3 Röcke,
2
Jogginganzüge, 1 Bademantel, 14 mal Unterwäsche, 14 paar Strümpfe, haufenweise
Badeanzüge,
Badehosen und Bikinis.
Als ich mit
meiner Koffer-Pack-Liste von Tochter ankomme, um gerechterweise für
jedes Kind
die gleiche Anzahl an Kleidungsstücken in die winzigen Schränkchen des
Wohnwagens
zu packen, gibt es Geschrei!!!!! Ich war hart aber herzlich und letztendlich
konnte ich
mich doch nicht durchsetzen……
Auf nach
Spanien im total überfüllten Wohnwagen. Zwei Erwachsene, drei Kinder…
Frei nach
Simmel möchte ich mal anmerken: LOVE-mobil ist nur ein Wort!
“Psssst, die
Kinder…” “Nich sooo laut…die Kinder…”
Also, für
die, die es noch nicht wissen, der General und ich waren erst seit einem Jahr
zusammen und
noch nicht verheiratet…..war auch keine Rede davon, bis es am Ende
der ersten
Woche ein unheimliches Gewitter gab. Es blitzte und donnerte und krachte
nur so vom
Himmel, dass einem Angst und Bange werden konnte. Komischerweise
mucksten die
Gören nicht, waren in einen Tiefschlaf verfallen. Ich frage mich noch heute,
ob der
General ihnen was in das Essen gemischt hat???? Und ob er das Gewitter
vielleicht
auch
bestellt hat? Denn während draussen Weltuntergangsstimmung war und ich vor
lauter
Angst
schlotterte und mich verzweifelt an den General klammerte, nutzte dieser meine
Hilflosigkeit
auf schamlose Weise aus und… fragte mich, ob ich ihn heiraten möchte.
Vor lauter
Angst habe ich “Ja” gesagt.
Nun sollte
man meinen, dass ich schöne Erinnerungen an den Campingurlaub habe und
Wohnwagen
über alles liebe. Aber dem ist nicht so.
Erinnern tue
ich mich in erster Linie an die vielen Schuhe die permanent im Wohnwagen
rumflogen,
die Mengen an Schmutzwâsche, die Feuchtigkeit im Wohnwagen, es hat viel
geregnet und
die Handtücher wurden nie trocken. Endloses Warten mit Wäschekorb
unter dem
Arm um auch mal in den Genuss, bzw. nur in die Nähe des Waeschetrockners
zu kommen.
Hatte ich mal das Glück, eine freie Waschmaschine zu erwischen konnte ich
sicher sein,
dass irgendeine andere Mutti klammheimlich meine noch nicht fertig gewaschene
Wäsche vorzeitig aus der Maschine entfernte.
Noch
schlimmer waren die langen Wege zum Klo. Mit Taschenlampe und Papierrolle
unterm
Arm artete es nachts manchmal in einen
Wettlauf mit der Zeit aus. Montezumas
Rache hat
jeden von uns erwischt. Pech für mich, wenn ich nicht genug Papier dabei
hatte. Es
kam vor, dass alle drei Kinder, jedes mit einer Rolle bewaffnet, sich auf den
Weg Richtung
Klo begab, und dann ohne Rolle zurückkamen. “Aufgebraucht! Vergessen!
ist das so
schlimm?” Ja, wenn man nachts keine Möglichkeit mehr hat, im nächsten
Supermarkt
Nachschub zu kaufen.
Und darum
mag Sunny keine Wohnwagen! Und keinen Campingurlaub!
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