MURPHY
ist zu Besuch
Meine kleine,
heile Welt war in Ordnung solange ich Strom
und
Wasser hatte. Sogar an die neuen Wasserfarben hatte
ich
mich gewöhnt. Braune Brühe aus allen Leitungen gehört
zum
täglichen Einerlei, seitdem die Bauarbeiter regelmässig
das
Wasserrohr in unserer Strasse versehentlich durchschneiden
oder
spasseshalber die neugebaute Kläranlage testen. Auch dass
der
Poolinhalt nicht mehr türkis ist und sich trotz 24 Stunden
Filterung
und neuerdings Unmengen von Chlorzugaben
stündlich
grüner verfärbt, hat mich eigentlich nicht weiter gestört,
denn
die neue Farbe passt einfach besser zum Rasen.
Aber der Spass hörte auf, als ich gestern abend in der Küche stand,
Nudeln
und Russischen Hackfleischtopf kochte. Plötzlich knallte es
ganz
fürchterlich.....!
Ich stehe im Dunkeln, nur die Gasflammen beleuchten den Metallboden
der
Töpfe. Und dann grinst mich dieser wildfremde Typ ganz dreckig
an
und stellt sich vor mit den Worten: "Hi, ich bin's MURPHY!"
Während ich ihn fassungslos anstarre, stürmt Mon General in die
Küche
und
meint sehr vorwurfsvoll zu mir: "Der Fernseher ist kaputt".
Drei
Sekunden später ertönen genau die gleichen jammernden Worte aus
dem
Mund meiner Tochter: "Mami, mein Fernseher ist kaputt!"
Ich
entscheide mich, auch etwas Vorwurfsvolles zu sagen:
"Das
Licht in der Küche ist kaputt!!!"
Nun stehen wir drei ziemlich doof rum. Im Dunkeln erkenne ich nicht,
dass
die Nudeln überkochen.
"Wo
sind die Kerzen?" will Mon General wissen? Dort wo sie immer waren,
sind
sie seit meiner letzten Aufräumaktion nicht mehr. Mit Feuerzeug als
einzige
Lichtquelle entdecke ich wenigstens ein kleines Teelicht. Damit
bewaffnet
macht sich der General auf den Weg in den Keller zum
Sicherungskasten.
Murphy holt zum zweiten Schlag aus und sorgt dafür, dass Mon General
sich
an irgendeiner Sicherung die Finger verbrennt. Jetzt haben wir aber
wenigstens
in einigen Bereichen des Hauses Licht. Die Küche und das
Wohnzimmer
sind wieder zum Leben erweckt, ebenso das Büro und mein
PC!!!
Der Rest ist tot! Das bedeutet, keine Heizung, keine Wasserpumpe,
kein
Strom, kein Licht, kein Telefon....
Während meines Kontrollgangs durch sämtliche Räume taste ich
mich
blind
durch das stockdunkle Schlafzimmer und stosse prompt mit dem
Schienbein
an die spitze Ecke vom niedrigen Tisch. Meinem nun folgenden
Ausweichmanöver verdanke ich einen Freiflug quer über den Tisch und
lande
bäuchlings auf dem harten Boden.
Murphy hält mich unsanft in den Armen und grinst...
Ich
könnte nun liegen bleiben und auf den Rettungswagen warten, oder
laut
Schreien in der Hoffnung, dass Mon General zu Hilfe eilt. Oder einfach
aufstehen
und den Schmerz ignorieren. Ich ignoriere, humple die Treppe
rauf,
setze mich an den gedeckten Tisch und esse die matschigen Nudeln.
Danach habe ich mein zerschundenes Bein betrachtet. Eine dicke Beule
ragt
raus. Und obendrauf prangt ein ca. 50 Pfennig Stück grosses
blauschwarzes
Ding.
Heute morgen ging es dann weiter: Der Radiowecker gab keinen Laut von
sich,
dafür war um Punkt 6 Uhr der Akku von meinem tragbaren Telefon leer,
so
dass ich doch zur gewohnten Zeit durch das Piepsen geweckt wurde.
Murphy
muss einen Gegenspieler haben ;-)
Bei
romantischem Kerzenlicht eiskalt geduscht, Haar fönen war nicht
möglich
ohne Strom. Mon General hat verschlafen, weil Murphy mich
vergessen
liess, ihn zu wecken. Böse Sunny!
Wenigstens konnte ich per Handy den Elektriker erreichen, der
ausnahmsweise
auch eine Stunde später erschien, um eine von den drei
grösseren
Sicherungen auszutauschen. Nun funktioniert mein Haushalt wieder.
MURPHY
hat sich vorläufig verabschiedet.
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