Ein
schlecht gelauntes Kind.
Also mein schlecht gelauntes
Kind. Es ist nämlich seit geraumer Zeit krank
(Husten, Schnupfen) und hat
gerade einen Rückfall erlitten. Wen wundert´s.
Wer halbnackt – also im Top
– in der Disco tanzt und zum Abkühlen
mal
nach draussen vor die Tür
geht, der wird die Erkältung nicht los.
Dieses – mein schlecht
gelauntes – Kind will heute Kuchen backen. Und das,
obwohl wir beide gerade
wieder mit allerstrengster Montignac-Diät begonnen
haben. Und der Kuchen soll so
eine Art Krapfen werden, also in fettigem Fett
gebacken, mit viel Zucker und
Mehl. Alles verbotene Zutaten bei Montignac.
Deshalb wollte das Kind mit
mir mit fahren, in den Tante-Emma-Laden, der hier
in der Nähe ist. Ich brauchte
nur eine Dose Tomaten und ein bisschen
Stangen-Sellerie weil ich
heute abend Osso-Buco kochen will und mir diese
Zutaten fehlen.
Besagter Tante-Emma-Laden ist
eine echte Zumutung, weil dort alles schmuddelig
und verwahrlost ist. Passend
dazu das Personal. Das ist der Grund, warum ich
ganz selten und nur im
Notfall dort einkaufen gehe.
Also, ich fasse mal zusammen:
(m)ein schlecht gelauntes Kind und ich, die ich
Weder gut noch schlecht
gelaunt bin. Demnach gar nicht gelaunt - das ändert sich
aber schnell! Wir betreten
den kleinen Supermarkt. Ich greife den Stangensellerie in der Gemüseabteilung
und mein Kind steuert sehr zielstrebig auf die abgepackten Pilze zu.
Ein halber Blick auf die
matschigen, fast schon verwesten Champignons und das
Gezeter geht los. Sehr laut
und mit viel Abscheu in der Stimme: „ Nun guck Dir DAS
mal an! Das ist ja
Wiiiiiiiiiiiiderlich! IGITT!!! Wie können die es wagen, so was zum
Verkauf anzubieten? Die Pilze
sind am 19. Januar abgelaufen! (Inzwischen war Februar)
Und guck mal hier, diese Paprikaschoten.
Alle verfault! Man sollte wirklich beim
Hygiene-Amt anrufen, damit
die endlich diesen Schmuddelladen schliessen!“
All das klingt sehr
vorwurfsvoll aus dem Mund meines Kindes, als hätte ich Schuld
an der Misere. Ich versuche
ihren Ausbruch zu ignorieren, aber nun ist sie nicht mehr
zu bremsen. Pedantisch
durchforstet sie das gesamte Obst- und Gemüsesortiment,
findet natürlich noch jede
Menge Vergammeltes, Verfaultes, Versyphtes, Matschiges,
Stinkendes, Ekelerregendes.
Zu jedem gibt sie ihren
Kommentar ab und ich befürchte, dass die anwesenden
Kunden (das Personal versteht
kein deutsch) zu ihren Handys greifen und sofort
das Hygiene-Amt informieren.
Dann wird mein Notfall-Laden geschlossen und ich
muss wegen jeder Kleinigkeit
eine Viertelstunde mit dem Auto fahren.
Kein Wunder, dass ich jetzt
schlechte Laune habe!
Mein Kind übrigens, das ist
im Moment ganz fröhlich. Nun, nachdem es seinen
Frust im Supermarkt
abgelassen hat. Es ist gerade dabei, den Krapfenteig vorzubereiten.
Und ich werde noch ein
bisschen vor mich hin grummeln und später, wenn ich mit der
Sauerei in der Küche
konfrontiert werde, mich auf die Krapfen stürzen, um meinen Frust
loszuwerden.
Mahlzeit!
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