Weihnachtskeks

Gestern habe ich das erste Mal in meinem Leben ganz eigenständig

Weihnachtskekse gebacken! Laut Rezept sollten es Zimtsterne werden.

Aber wenn ich mich in einer schöpferischen Phase befinde, lasse ich

mich ungern durch irgendwelche Anweisungen wie "machen Sie dies,

fügen Sie jenes hinzu, messen Sie genau soundsoviel Gramm ab"

bevormunden. Schliesslich bin ich jemand, der seine Kreativität voll

ausleben muss.

 

Alle Zutaten für Zimtsterne hatte  ich vorrätig. Und hätte meine Tochter

mir nicht 2 von den letzten 5 Eiern stibitzt, um sich ein Rührei zu machen,

dann wäre wohl alles ganz anders geworden. Aber so....

 

"Ob  drei Eier oder fünf,  was soll's" denke ich mir. Nichts beflügelt meine

Phantasie mehr, als improvisieren zu müssen. Das Defizit an Eiweiss kann

man wunderbar durch eine Extraportion Mandeln kompensieren. Mandeln sind

zwar keine mehr da, dafür Haselnüsse und zwar reichlich. Dann ein gehäufter

Teelöffel  Zimt...Die kleinen Löffel befinden sich dummerweise in der

Spülmaschine, aber Suppenlöffel  tun's auch. Da ich Zimt liebe gebe ich zu

dem gehäuften Suppenlöffel noch einen extra gehäuften hinzu, das gibt 'nen

besseren Geschmack, finde ich. Puderzucker, ca. 250 gr....die Küchenwaage ist

kaputt, aber Dank guten Augenmasses dürfte das kein Problem sein, Pi mal

Daumen ungefähr 250 gr abzumessen. Am einfachsten, man schüttet den

gesamten Inhalt in den Mixer, wenn man Puderzucker in Tüten von einem halben

Pfund hat. Tragisch wenn es sich um ein Pfundpaket handelt, wie in diesem Fall. 

Aber wozu gibt es die Improvisation? Für die Überdosis Zucker hilft ein weiteres

Tütchen mit gemahlenen Nüssen und eine Prise Zimt.

 

Nun muss die zähe  Masse auf  5mm Dicke ausgerollt werden.  Das funktioniert aus unerfindlichen Gründen jedoch nicht. Alles klebt an der Holzrolle fest. Ein Blick

auf's Rezept: "Man bestäube die Arbeitsfläche dick mit Puderzucker und rolle den Teig aus..."

 

Oh nein, noch mehr Puderzucker? Auf die Arbeitsfläche streuen? Damit meinen die Rezeptemacher höchstwahrscheinlich meine schwarze Granitplatte???? Und wer soll

die hinterher putzen???

 

Mir ist inzwischen die Lust auf Improvisation vergangen, ich bin endlich bereit mich

zu fügen. Und siehe da, der Teig lässt sich rollen. Ist ja irre! Nun brauche ich nur

noch mit den Förmchen die Sterne auszustechen. Aber das ist einfacher gesagt,

als getan. Ich bekomme den Teig nicht mehr aus der Form raus.  So'n Shit!

Jetzt versuche ich es mit Gewalt. Es funktioniert, obgleich die Optik darunter leidet.

 

Endlich habe ich einen grossen Haufen unterschiedlich geformter Gebilde. Die

verschwinden nun bei 130 Grad 30 bis 40 Minuten im Ofen. Ich brauche dringend

eine kurze Pause.

 

Die Pause währt eine Stunde. In der Zwischenzeit sind die Kekse sind steinhart.

Das kann mich jedoch nicht erschüttern, denn so halten sie länger.

 

Stolz betrachte ich mein Werk. Drei der Dinger weisen eine leichte Sternenform auf.

Der Rest wirkt sehr künstlerisch-futuristisch.

 

Nun ist es Zeit, dass jemand meine Kekskreationen bewundert. Tochter ist auch

sofort zur Stelle, reisst die Augen auf und schreit mit Entsetzen in der Stimme:

"Was sind denn das für Missgeburten???"

 

Eigentlich wollte ich Euch ein Foto von meinen selbstgebackenen "Dingern" reinstellen....aber ich lass es sein. Schliesslich ist Picasso auch nicht mit seinem Erstlingswerk hausieren gegangen.

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